Bindung ist ein wichtiger Faktor in der Mensch-Hund-Beziehung. Hunde sind hochsoziale Tiere, die sich gerne an den Menschen binden.
BINDUNG MUSS AUSGEWOGEN SEIN
Bindung ist die emotionale Komponente, sie ist nicht austauschbar und ergibt sich aus der Beziehungsarbeit mit deinem Hund.
Idealerweise sollte die Bindung ein ausgewogenes Mass haben. Denn wenn sie fehlt, ist es schwierig mit dem Hund ein Team zu bilden. Wenn sie zu extrem ausgebildet ist, ist das ungesund und kann zu Verhaltensproblemen führen.
WARUM SIND FÜHRUNG & VERTRAUEN WICHTIG?
Wenn dein Hund dir vertraut und dich als souveräne Führungskraft wahrnimmt, wird dein Hund dir gerne folgen.
Souveräne Führung zeichnet sich u.a. dadurch aus, Entscheidungen für die Gruppenmitglieder treffen zu können, für deren Sicherheit zu sorgen und jüngere Gruppenmitglieder beim Lernen zu unterstützen. So handeln erfahrene Leittiere in frei lebenden Hundegruppen.
WIE KANNST DU BINDUNG AUFBAUEN?
Es macht sehr viel Sinn, dass dein Welpe bereits früh lernt, dass er sich auf dich verlassen kann und du ihn beschützt. Dann muss er sich nicht selber darum kümmern. So kann späteren Verhaltensproblemen vorgebeugt werden: nämlich dass der Hund entweder oft überfordert ist und Stress hat, oder dass er meint sich um alles selber kümmern zu müssen. Beides wird schwierig.
Gemeinsame Aktivitäten, Lernen und soziale Nähe fördern die Bindung. Ich möchte dir hier 5 Beispiele nennen, die schädlich für die Bindung sein können:
5 TOP BINDUNGSKILLER
- „da muss er mal durch“
- „Hunde machen das unter sich aus“
- „wenn der Hund Angst zeigt soll man ihn ignorieren“
- „wenn man nach Hause kommt soll man den Hund nicht begrüssen sondern erst mal ignorieren“
- „Hund wegschicken zum spielen“
Dazu gibt es nun folgende neuere Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung:
zu 1. „da muss er mal durch“ – Achtung Überforderung erkennen! Negativ Erfahrungen werden unmittelbar abgespeichert und können in ähnlichen Situationen künftig Stress und Meideverhalten verursachen. Also nicht den jungen Welpen über den Wochenmarkt zerren, wenn er dabei zittert und andere Stress Signale zeigt.
BESSER: Tempo des Hundes beachten und respektieren, Stress-Signale (Körpersprache des Hundes) lesen lernen, um den Hund gut einschätzen zu können. Ein wohl dosiertes Kennenlernen neuer Reize ist in jedem Fall sinnvoller um positive Erfahrungen zu sammeln.
zu 2. „Hunde machen das unter sich aus“ – Auch hier gilt: keine negativen Erfahrungen zulassen, diese werden abgespeichert. Der Welpe oder junge Hund muss die Körpersprache erst lernen. Der erwachsene Hund hat möglicherweise Stress im Hundekontakt oder schafft es nicht, sich alleine aus der Situation herauszuziehen, wenn ein anderer Hund hartnäckiger oder kräftiger ist.
BESSER: Mobbing und Bedrängung durch andere Hunde erkennen und vermeiden. Den eigenen Hund nicht in unangenehme Situationen bringen oder ihn darin allein lassen. Es ist wichtig für das Vertrauen zum Menschen, daß der Mensch in der Lage ist den Welpen oder erwachsenen Hund zu schützen. Es geht nicht darum den Hund zu verweichlichen. Hunde müssen in jedem Fall Strategien zur Konfliktlösung erlernen. Reine negativ-Erfahrungen führen jedoch eher dazu, daß der Hund Stress hat und sich ausgeliefert fühlt. Das kann schnell in eine Aggression gegenüber Artgenossen übergehen.
Exkurs aus der Wolfsforschung: erwachsene Tiere würden nie zulassen, daß ein Fremder ihren Jungen gefährlich werden kann. Welpen nicht im Stich zu lassen gehört zu den Grundbedürfnissen im Bereich der sozialen Sicherheit.
zu 3. „wenn der Hund Angst hat, soll man ihn ignorieren“ – Richtig ist, daß man den Welpen oder erwachsenen Hund nicht bestätigen soll, in dem man ihn tröstet, am Kopf tätschelt und auf ihn einredet.
BESSER: den Hund aus der Situation, die Angst auslöst, herausführen. Nähe vermitteln, Schutz bieten, Ruhe ausstrahlen, Körperkontakt zulassen, auch ruhig Hand auflegen, wenn es dem Hund Sicherheit vermittelt. In jedem Fall die Angst respektieren und nicht ins Lächerliche ziehen. Bei vermehrter Angst hilf Training über Desensibilisierung.
zu 4. „wenn man nach Hause kommt soll man den Hund nicht begrüssen sondern erst mal ignorieren“ – Hunde sind hochsoziale Tiere, gerade Welpen sind den engen Kontakt mit der Mutter gewohnt und erhalten dort Geborgenheit und Zuneigung. Ein Ignorieren würde den jungen Hund verunsichern. Das versteht der Hund aus seiner Perspektive nicht. Gleiches gilt für sehr soziale erwachsene Hunde oder Hunde aus dem Tierschutz die neu im Haushalt sind.
BESSER: ein Begrüssungs-Ritual einführen und die Begrüssung auf allen 4 Pfoten über positive Verstärkung aufbauen.
zu 5. „Hund wegschicken zum spielen“ – Man kann immer wieder beobachten, wie Menschen ihre Hunde in eine Hundegruppe zum „spielen“ schicken, auch wenn der Hund zurück zum Menschen kommt. Menschen wollen ihre Hunde spielen sehen, weil sie das toll finden, und verstehen oft nicht, warum manche Hunde daran kein Interesse haben. (Dazu kann man ein Buch schreiben warum das so ist)
BESSER: Auch hier gilt es, den Hund zu respektieren, und den Hund zu schützen. Wenn der Welpe aus der Hundegruppe zurück zum Menschen läuft, hat er einen Grund. Dann sollte er nicht weg geschickt werden, und er darf sich zwischen den Beinen seines Menschen Schutz suchen. Der Mensch darf jedoch andere Hunde wegschicken, die seinen Welpen oder erwachsenen Hund bedrängen. Menschen erkennen oft die Feinheiten nicht, wenn Hunde interagieren, und merken nicht, wenn ihr Hund überfordert ist. Es hilft sehr sich mit der Körpersprache der Hunde zu beschäftigen.
Übrigens macht es aus einem anderen Grund auch überhaupt keinen Sinn den eigenen Hund wegzuschicken: wir arbeiten in der Erziehung so hart daran, dass sich der Hund an seinem Menschen orientiert, und eben nicht wegrennt. Warum wird er dann weggeschickt? Das verwirrt den Hund. Es macht immer Sinn den Hund darin zu bestärken, wenn er sich an seinen Menschen orientiert. Ausser ihr bildet einen Filmhund aus, der bestimmte Tricks in Entfernung lernen soll, als Beispiel.
Vielleicht helfen diese Tipps in eurer Beziehung mit dem Hund um die Bindung und das Vertrauen zu festigen.
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