Darf mein Hund knurren?

Ja. Und es wäre fatal wenn du ihm das verbietest. Warum? – Dazu möchte ich dir hier wichtiges Hintergrundwissen vermitteln.

KNURREN VERSTEHEN

Das Knurren gehört zu den normalen Ausdrucksweisen des Hundes und ist ein Warnsignal. Der Hund wünscht Distanz weil er z.B. die Nähe oder Berührungen als unangenehm empfindet. Da der Hund nicht in unserer Sprache sprechen kann, nutzt er Knurren in seiner Hundesprache. Knurren ist eine deutliche Warnung mit der dein Hund Unwohlsein und den Wunsch nach Distanz ausdrückt. Diese Warnung solltest du nicht ignorieren.

Warum ist ein Verbot FaTAL?

Um zu verstehen warum das Verbieten von Knurren fatal wäre, muss man die Verhaltenskette verstehen. Hunde handeln innerhalb einer Verhaltenskette die aus einzelnen „Gliedern“, in dem Fall Signalen, besteht.

Beispiel: Den Distanzwunsch äußert der Hund mit verschiedenen Signalen. Diese bauen aufeinander auf und werden quasi in einer Reihenfolge hintereinander gezeigt. Folgende Signale = Verhaltensweisen KÖNNEN (müssen aber nicht in der Vollständigkeit) dabei gezeigt werden:

  1. Blick/Kopf abwenden, Züngeln, Blinzeln, Schmatzen (Konfliktsignale)
  2. Körper abdrehen, weggehen, Ohren anlegen, Kratzen (Fluchtsignale)
  3. Rute einziehen (Konfliktsignal)
  4. Abducken, Unbeweglichkeit, Bellen (Konfliktsignale, Einfrieren)
  5. Knurren, Drohhaltung, Steif werden, Fixieren, geschlossener Mund, Einfrieren (deutliche Warnsignale)
  6. Zähne zeigen, Zähne fletschen (deutliche Warnsignale)
  7. Drohende Köperhaltung, in die Luft schnappen (Abwehr, Kampf)
  8. Zwicken, Schnappen ohne zu verletzen (Abwehr, Kampf)
  9. Packen, gehemmtes Beissen
  10. Ungehemmtes, evtl. mehrmaliges Zubeissen

Das bedeutet: nach dem Knurren folgt Schnappen, nach dem Schnappen folgt der Abwehrbiss.

Knurren nicht bestrafen!

!!! Wenn der Hund nun durch Verbot oder Strafe gelernt hat dass er nicht knurren darf, kann es sein dass er dieses Verhalten (Knurren) in der Verhaltenskette überspringt und direkt zubeisst. Daher ist es gut wenn du einen Hund hast der über knurren warnt und dies sollte niemals unterdrückt werden. !!! Das Knurren gibt dir die Möglichkeit zu reagieren und die Situation zu entschärfen.

Wenn es zu Beissvorfällen kommt, wurden häufig die hündischen Signale in den unteren Stufen der Verhaltenskette NICTHT vom Gegenüber erkannt oder ignoriert. Oder der Hund hat bereits vorher gelernt, daß er mit den Konflikt- und Warn-Signalen nicht verstanden wird. Der Hund hatte dann aus seiner Sicht keine andere Wahl als Abwehr-Beissen zu zeigen.

Vergleicht man die Situation mit Katzen, so kann man sicher sein, dass der Mensch Abstand nimmt wenn die Katze faucht; d.h. die Drohung wird vom Menschen respektiert. Bei Hunden widersetzt sich der Mensch oft dem Wunsch des Hunden nach dem Motto: „mein Hund hat nicht zu knurren“ oder „mein Hund knurrt MICH nicht an!“ oder „da ist doch gar nichts“. Dieser Ansatz ist kontraproduktiv und gefährlich.

Was tun wenn ein Hund knurrt?

Bitte unbedingt die Situation entschärfen, Distanz herstellen, Hund aus der Situation herausführen. Unterstütze den Hund. Den Hund NICHT strafen! Wenn dein Hund häufiger knurrt, wende dich an einen Hundetrainer oder Verhaltensberater.

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